Ein Wochenende im November (von Marco Beck)

Ein Blick aus dem Zelt sagte alles. Draußen hingen Millionen von kleinen Wasser Tröpfchen in der Luft. Eine wahrhaftige Suppe, wie wir bei uns zusagen pflegen. Dabei war das Wochenende doch Sonnenschein und teils wolkenlos angekündigt, eigentlich ziemlich untypisch für diese Jahreszeit.

Das Ganze spielte sich wohl über dem Nebelfeld oder irgendwo anders in Deutschland ab. Aber nicht hier unten bei uns in der Pfalz. Nun war er also doch schon da, der November.

(Das hatten wir uns anders vorgestellt.)

Langsam stieg ich aus dem Schlafsack und hinein in die Boots um kurz draußen nach dem Rechten zu sehen. Die Hänger verweilten noch auf der mit Tröpfchen behangenen Schnur. Kein Anzeichen von einem weiteren Anbiss seit der letzten Aktion heute Nacht. Alles Andere war ebenfalls mit einem feuchten Anzug überzogen. Bähh, fast schlimmer als Regen, kam es mir in den Sinn. – zurück ins Zelt.

(Erst mal einen Kaffee kochen.)

Während der Kocher sein leises Summen von sich gab und die Espressomaschine vor sich hin gurgelte, wanderte mein Blick rüber zu Steffen. Mein Bruder lag immer noch seelenruhig in den Kojen. Er sah ziemlich geschafft aus. An den paar Karpfen von heute Nacht kann es eigentlich nicht gelegen haben. Ich denke es liegt eher an den abwechselnden Schnarch-Attacken.

Mal hat er gesägt wie ein Holzfäller, ein andermal hat er mich geweckt. „Alda du Schnarchst wie die Sau!“, ließ er immer verlauten. Für die kommende Nacht muss ich unbedingt die Ohrstöpsel aus dem Auto holen. Im Handschuhfach habe ich immer einen Vorrat davon. Geteiltes Leid also… Mein Handy summte – WhatsApp/Chris: „Un, was ging?“. Ach ja, da war doch was. Freudig wurde ihm geantwortet, die Kamera aus dem Koffer genommen und die Bilder betrachtet.

(Ein guter Einstand fürs Wochenende…)

Der fertige Kaffeegeruch weckte schließlich meinen Bruder. Oder war es das immer lauter werdende Gurgeln des Kochers? Egal, er ließ sich den Kaffee im Schlafsack servieren. Das möchte ich beim nächsten Mal auch so, beschloss ich und führte die Lippen an die Tasse.

Steffen bemängelte auch sofort das ungemütliche Wetter außerhalb des Zeltes, nun ja es wird ja sicherlich gegen Mittag aufklaren. So war zumindest unsere Vermutung. Während wir den Kaffee genossen musste auch mein Brüderchen nochmal über die Bilder von letzter Nacht drüber schauen.

(Wir bestaunten gemeinsam das geile Tier von Steffen…)

Anschließend vertraten wir uns beide die Beine und liefen mit unseren Kameras bewaffnet ein wenig umher. Ziel war es ein paar Herbstimpressionen einzufangen um ein schönes Update für Jan zu zaubern. Beim Betrachten durchs Objektiv wirkte fast jedes Motiv ein wenig trostlos – ja fast schon traurig.

Bilder mit bunt gefärbten Blättern sehen nur Sonnenschein richtig gut aus. Dennoch konnten ein paar Bildchen eingefangen werden…

(Einzig die mit Nebel behangenen Spinnennetze waren ein perfektes Motiv… )

Gegen Mittag schauten die Mädels, unsere Freunde Timo und Chris mit Sohnemann Paul vorbei. Es wurde viel gelacht und vor allem geschlemmt. Steffens Freundin brachte viele selbstgebackene Leckereien mit. So verging der Tag auch wie im Fluge, ohne Sonne und leider auch ohne weiteren Anbiss. Auch das hatten wir anders geplant. Über die Woche hinweg wurde dreimal ein paar Kilo Granadas verteilt.

Eigentlich erhofften wir uns dauerhaft glühende Bissanzeiger. Was ja am Vorabend auch so geschah. Irgendwie musste der Nebel auf den Magen geschlagen sein. Denn am Vorabend sprangen die Fische im Minutentakt. Es war fast zu schön um wahr zu sein…

(So trübe wie die Wetteraussichten war auch die Beißflaute über Tag.)

Dennoch ließen wir uns es nicht nehmen eine weitere Nacht dranzuhängen. Die Ruten wurden gegen 16 Uhr nochmals frisch bestückt, ausgeworfen und zwei Futterkellen pro Platz hinterher gefeuert.

Die fiesen Rallen und Teichhühner hatten den ganzen Tag die Plätze geplündert. Also schlossen wir daraus, dass sich die Karpfen tatsächlich die Mäuler zu hatten. Wir wechselten auf eine auffälligere Köderpräsentation.

(Kurz vorm einsetzen der Dämmerung kam noch ein kleiner Zeitgenosse vorbei und nahm einen gelben Schneemann… )

Die Nacht verlief ruhig, zu ruhig. Einzig ein halbstarker Graser riss uns aus den Träumen. Sehen wir mal von den wechselnden Schnarch-Massaker ab. Der Morgen kam und somit bald der Abflug. Uns kraute es schon vor der Tortur die ganzen Sachen mit dem Trolley zum Auto zu bugsieren. Unser Abschluss Resümee fiel dennoch positiv aus, auch wenn die zweite Nacht bescheidener verlief…

(Lasset die Blätter fallen…)

Der Herbst – er zog sich! 😉

Marco